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Die Bedeutung des Gauß'schen Punktes Scharnhorst

Auf dem Scharnhorster "Berg", auf dem heute das Mischwerk steht und wo der Boden inzwischen in größerem Ausmaße abgetragen ist, wurde 1822 ein Stein gesetzt, der einen trigonometrischen Punkt (TP) bezeichnete. Dieses war ein Punkt im Gradnetz, das vom Brocken und lnselsberg (Thüringer Wald) bis an das Dänische Netz im südlichen Holstein reichte. Es sollte eine Verbindung herstellen zwischen dem Hessischen und dem Dänischen Gradnetz. Der damalige Hannoversche König Georg IV beauftragte 1820 den Professor der Astronomie und Direktor der Sternwarte der Universität Göttingen, Karl Friedrich Gauß, diese Vermessungen vorzubereiten und durchzuführen. Gauß übernahm den Auftrag, erkundete die Standpunkte persönlich und führte 1821 -23 die Beobachtungen und die anschließenden Berechnungen meist selbst aus. Später, in den Jahren 1824/25, folgte noch eine Verknüpfung seines Netzes mir der Niederländischen Gradmessung und 1829-31 die Messung des "Oldenburger Kranzes".

Nebenbei eine Randnotiz: Gauß wohnte während der Vermessung auf dem Hausselberg (in der Nähe des heutigen Faßberg) zehn Tage in Oberohe. In einen Brief an seinen Freund Dr. Olbers erwähnt er: ". . . Dort lebte eine Familie, deren Haupt Peter Hinrich von der Ohe zur Ohe sich schreibt, dessen Eigentum vielleicht eine Quadratmeile groß ist, dessen Kinder aber die Schweine hüten. Manche Bequemlichkeiten kennt man dort gar nicht, z. B. einen Spiegel, einen Abort oder dergleichen...

Zu Gauß möchte ich ergänzend zum einleitenden Beitrag noch festhalten: Sein Geburtsjahr 1777 fällt zufällig in jenes Jahr, in dem Vermessungsoffiziere in der Südheide mit der Kurhannoverschen Landesaufnahme kartografische Pionierarbeit leisteten. In seiner Heimatstadt besuchte er das Gymnasium. Seine Lehrer wurden schon in der Grundschule auf ihn aufmerksam. Mit 14 Jahren - 1791 - wurde er von Hofrat Zimmermann, Professor für Mathematik am Kollegium Carolineum in der Löwenstadt, seinem Landesfürsten, Herzog Carl Wilhelm Ferdinand, vorgestellt, der ihm spontan ein Stipendium am Carolineum zusagte. Als diese Lehranstalt bald nicht mehr ausreichte, wechselte er 1795 nach Göttingen ins "feindliche Ausland" und studierte Mathematik und Physik, behielt aber das Stipendium.

Mit 22 Jahren promovierte er 1799, seinem Herzog zuliebe an der Braunschweigischen Universität Helmstedt. Er erhielt dann vom Herzog ein festes Monatsgehalt und konnte unbeschwert einige Jahre wissenschaftlich in Braunschweig und Göttingen arbeiten. 1806 folgte Gauß dem Ruf an die Universität Göttingen als Professor der Astronomie und Direktor der Sternwarte. Bis zu seinem Lebensende behielt er den Lehrstuhl.

1820 bekam er vom hannoverschen König den eingangs erwähnten Auftrag, die Dänische Gradmessung (von Skagen bis Hamburg-Altona) fortzusetzen und an die geplante Hessische Gradmessung anzuschließen. Das bedeutete für Gauß eine Herausforderung. Für diese Pionierarbeit entwickelte er 1821 den Heliotropen, ein Instrument, das das Sonnenlicht mit Hilfe einiger Spiegel vom Zielpunkt auf den Theodoliten des Beobachters spiegelte und so ein gutes Anzielen, besonders der ferngelegenen Punkte, ermöglichte. Die größte Entfernung im Netz betrug immerhin 107 Kilometer. Für die Berechnungen und Ausgleichungen der Dreiecke und Netze entwickelte er neue Formeln und Rechenverfahren, die zu einem großen Teil noch heute angewendet werden.

Bis 1844 wurde unter der Leitung des Großmeisters die Triangulation des gesamten Königreiches Hannover ergänzt und verdichtet. Die Messungen führte er selber nicht aus, aber die gesamte Berechnung der Netze (insgesamt über 2000 Punkte) blieb Chefsache, neben seiner Arbeit als Professor.